Einführung und Steckbrief
Das Randecker Maar ist das wohl bedeutendste Dokument des Schwäbischen Vulkanismus. Mit ca. 1,2 Kilometer Durchmesser ist es der größte Krater im Urach-Kirchheimer-Vulkangebiet. Aufgrund der Wasserundurchlässigkeit des Basalttuffs im Vulkanschlot entstand am Ende der vulkanischen Tätigkeit vor etwa 17-20 Millionen Jahren ein Maarsee. In den mächtigen Seeablagerungen hat man Fossilien einer subtropischen Fauna und Flora aus dem Tertiär gefunden. Die markanten Felsbrocken – es handelt es sich um Trümmergesteine des Weißen Jura, welche in den Krater gerutscht sind – verleihen dem Maar zusammen mit den malerischen, alten Weidbäumen seinen besonderen landschaftlichen Charakter.
Steckbrief
- Naturschutzgebiet seit 1971; Erweiterung und Neuverordnung 1982 durch das Regierungspräsidium Stuttgart
- Flächengröße: 110 ha
- Höhe: 650 - 750 m ü. NN
- Lage: Nahe am Albtrauf östlich von Bissingen-Ochsenwang
- Geologie: Basalttuff vulkanischen Ursprungs, Miozäne Seesedimente
- Mittlere Jahrestemperatur: 6-7 °C
- Mittlerer Jahresniederschlag: über 1000 mm Jahr
Sehenswertes
- einzigartiges Dokument des Albvulkanismus; parkartige Weidelandschaft mit mächtigen solitären Buchen und großen Weißjurabrocken auf den Magerrasen; im Herbst sind eindrucksvolle Vogelzugbeobachtungen möglich
Geschichte
Ohne die Einwirkung des Menschen wäre der Krater fast vollständig von Wald bedeckt. Die Nutzung durch den Menschen hat das Bild des Randecker Maares, wie wir es heute kennen, geprägt und geschaffen. Das in die Wälder getriebene und gehütete Weidevieh hat in den vergangenen Jahrhunderten wesentlich zur Entstehung dieser reizvollen, parkartig gegliederten Landschaft beigetragen. Der Name Randecker Maar geht auf die ehemalige Burgstelle Randeck östlich des Maares zurück.
Naturschutz
Obwohl es überwiegend geologische Gründe waren, die 1971 zur Ausweisung des Randecker Maares als Naturschutzgebiet geführt haben, stellt die Erhaltung einer abwechslungsreichen, historisch gewachsenen Kulturlandschaft ein wichtiges Schutzziel dar. Das Naturschutzgebiet umfasst neben dem eigentlichen Maarkrater auch Teile der Zipfelbachschlucht. Die Landschaftspflege mit dem Weidevieh sorgt dafür, dass das unverwechselbare Landschaftsbild des Randecker Maares erhalten bleibt.
Vegetation und Flora
Vegetation
Etwa ein Drittel des Maares wird heute wieder von Wald bedeckt. Die südlichen und westlichen Kraterhänge sowie der Kratergrund werden überwiegend als Schaf- oder Rinderweiden genutzt. Das Spektrum verschiedener Biotoptypen reicht vom schattigen Schluchtwald in der Zipfelbachklinge und den feuchten Bachauen im Maargrund, über Magerweiden, Gebüsche und Feld- und Bachgehölzen bis zu den trockenen, humus- und nährstoffarmen Extremstandorten an den großen Felsblöcken.
Flora
Aufgrund der unterschiedlichen standörtlichen Verhältnisse beherbergt das Randecker Maar eine artenreiche Pflanzenwelt. Üppige Bestände von Sumpfdotterblumen gedeihen zum Beispiel in den Feuchtwiesen im Kratergrund. Besonders blütenreich ist die Flora der Magerrasen mit Arten wie Silberdistel, Wilder Majoran oder Thymian. Auf den Weißjura-Kalkfelsen wachsen Spezialisten wie Scharfer Mauerpfeffer, Weiße Fetthenne oder Braunstieliger Streifenfarn.
Fauna
Die durch Beweidung offen gehaltenen Schafweiden mit ihren Gebüschinseln sind für Vögel wie Neuntöter und Goldammer ideale Lebensräume. Auch Zauneidechsen, Blindschleichen sowie zahlreiche Schmetterlings- und Heuschreckenarten gehören heute zur Tierwelt des Maares. Dank seiner trichterartigen Topografie und der Lage am Nordrand der Alb lässt sich im Randecker Maar der Vogelzug sowie Insektenwanderungen eindrucksvoll beobachten. Nahezu alle Zugvogelarten Nord- und Mitteleuropas wurden in den über 30jährigen Beobachtungszeit der Station Randecker Maar e. V. registriert.
Über die Tierwelt im Randecker Maar während des Jungtertiärs geben die im Staatlichen Museum für Naturkunde in Stuttgart ausgestellten fossilen Funde einen aufschlussreichen Einblick.
Land- und Forstwirtschaft
Das Randecker Maar ist Bestandteil unserer Kulturlandschaft. Ohne eine Nutzung wäre dieses „Fenster“ in die Erdgeschichte in kurzer Zeit wieder mit Wald bestanden. Schäfer und Landwirte sind deshalb wichtige Partner für den Naturschutz. Ohne die Schafe, welche die Magerrasen des Kraterrandes abweiden, würde das Maar rasch wieder mit Gehölz zuwachsen.