Naturnahes Talsystem

Oberes Lenninger Tal

Einführung und Steckbrief

Das Obere Lenninger Tal repräsentiert ein naturnahes Talsystem am Nordrand der Schwäbischen Alb. Kennzeichnend sind die engen bewaldeten Täler, aus denen die Zuflüsse zur Kirchheimer Lauter entspringen. Die Vielgestaltigkeit mit einem Mosaik an unterschiedlichen Biotoptypen – von Kalkmagerrasen bis zu Karstquellen – bieten Lebensraum für zahlreiche seltene Tier- und Pflanzenarten. Bedeutungsvoll ist das Obere Lenninger Tal auch aufgrund seiner Höhlen.

Steckbrief

  • Naturschutzgebiet: 1. Verordnung 1987, 2. Verordnung 1993 verordnet durch das Regierungspräsidium Stuttgart
  • Flächengröße: 593 ha
  • Höhe: ca. 500-750 m ü. NN
  • Lage: Talschlüsse der Lauterzuflüsse bei Lenningen-Gutenberg
  • Geologischer Untergrund: Weißjura, zahlreiche Vulkanembryonen mit Basalttuff
  • Mittlere Jahrestemperatur: 6-7 °C
  • Mittlerer Jahresniederschlag: über 1000 mm/Jahr

Sehenswertes

  • weitgehend intaktes Talsystem mit zusammenhängenden, naturnahen Laubwäldern. Verschiedene Waldgesellschaften reichen vom trockenwarmen Steppenheidewald bis zu feuchten Schluchtwäldern. Ferner zahlreiche Karstquellen, ca. 60 Höhlen und drei Burgruinen.

Geschichte

Der Ort Gutenberg, im engen Talschluss des Lauterursprungs gelegen, verdankt seine Entstehung der Anfang des 13. Jahrhunderts errichteten Burg. Unter damaligen Burgherren, den Herzögen von Teck, wurde die Burgsiedlung zur Stadt ausgebaut.

Im engen Talkessel konnte die Landwirtschaft nie an Bedeutung gewinnen. Die in der Vergangenheit betriebene Beweidung der steilen Hänge und vor allem die nieder- und mittelwaldartige Nutzung der Wälder zur Brennholzgewinnung hat bis heute ihre Spuren hinterlassen.

Naturschutz

Ziel der Unterschutzstellung ist die Erhaltung eines zusammenhängenden, naturnahen Gebietes mit verschiedenartigen Lebensräumen seltener und zum Teil stark gefährdeter Tier- und Pflanzenarten sowie eines Gebietes mit großer höhlenkundlichen Bedeutung. Der Schwerpunkt der Naturschutzarbeit liegt in der Sicherung und Pflege von Biotopen gefährdeter Tier- und Pflanzenarten.

Zum Schutz der Felsen mit ihrer einmaligen Flora wurde in Zusammenarbeit mit Kletterverbänden Regelungen vereinbart, in denen festgelegt ist, welche Felsen beklettert werden dürfen und an welchen aufgrund ökologischer Aspekte Klettern nicht erlaubt ist.

Vegetation und Flora

Vegetation

Fast 90 Prozent des Naturschutzgebietes wird von naturnahen Laubwäldern eingenommen. Die Vegetationsformen reichen von den Trockenrasen mit Felspflanzenbeständen auf den waldfreien Köpfen der Weißjura-Kalkfelsen bis hin zu Quellfluren und Feuchtwiesen in den Talsenken. Der Wald selbst lässt sich je nach standörtlichen Bedingungen in verschiedene Gesellschaften unterteilen. Das Spektrum reicht vom Steppeheidewald an den trockenheißen, südexponierten Standorten um die Felsen bis hin zum Linden-Ahorn-Schluchtwald in den engen, schattigen Klingen.

Flora

Zu den floristischen Besonderheiten im Oberen Lenninger Tal gehören Vertreter der Felsflora wie Felsenbirne, Pfingstnelke und Traubensteinbrech. Wärmeliebenden Arten, wie Blut-Storchschnabel oder Berg-Kronwicke bilden blütenreiche Staudensäume an Wald- und Felsränder. An schattigen Felsen der Schluchtwälder sind einige bemerkenswerte Farnarten wie die Hirschzunge oder der Tüpfelfarn zu finden.

Fauna

Das Obere Lenninger Tal ist Brutgebiet für Wanderfalke, Uhu und Kolkrabe sowie für Schwarzspecht und Grauspecht. In den klaren sauerstoffreichen Bächen leben Bachforelle, Mühlkoppe und Steinkrebs, der Feuersalamander setzt darin seine Larven ab. Unter der Insektenfauna finden sich u. a. stark gefährdete Arten wie den Alpenbockkäfer oder verschiedene Arten von Widderchen.

Land- und Forstwirtschaft

Aufgrund des hohen Waldanteils stehen im Naturschutzgebiet Oberes Lenninger Tal forstwirtschaftliche Aspekte im Vordergrund. Unter den bewirtschafteten Beständen finden sich alle Altersphasen. Ziel der Bewirtschaftung ist der Aufbau eines vielschichtigen, alle Alterklassen umfassenden Bestandes. Erreicht wird dieses Ziel im Rahmen des naturnahen Waldbaus durch eine kleinflächige Nutzung und Naturverjüngung. Innerhalb des Naturschutzgebietes befinden sich auch Bannwälder, in denen keine Nutzung stattfindet.